Material Traces
Florian Appelt, Susanna Hofer, Lorenz Wanker
kuratiert von Julia Aldrian
12.05. – 08.06.2024
Die Ausstellung Material Traces skizziert einen Streifzug durch das verschlungene Netz der Materialität im zeitgenössischen Kunst-Kosmos. In der ersten Ausstellung des diesjährigen KS (Room) Themas Inter-Mate- rialities werden drei Künstler:innen präsentiert, die in ihrer intensiven Auseinandersetzung mit den Materialien ihrer Werke in den Bildraum eintreten und diesen erweitern. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen den Disziplinen und Betrachtende werden dazu angeregt, konventionelle Vorstellungen künstlerischer Kategorisierung zu überdenken. Zudem vermischt sich Tradition mit Innovation, wenn klassische Techniken durch eine moderne Linse neu interpretiert werden.
Die Werke von Florian Appelt manifestieren eine subtile, eindringliche Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Materialität. Durch den Einsatz eines glühenden Drahts hält er auf XPS-Platten sowohl Bewegungsspuren, als auch den Prozess dieser Arbeit fest. Die visuelle Wucht der eingefrorenen Bewegungen in ihrer atmosphärischen Farbigkeit evoziert eine Bandbreite an Assoziationen – von topographischen Landschaften oder Spuren, bis hin zu digitalen Phänomenen. Für den KS Room entwickelte Appelt eine raumgreifende Installation, welche diese Verschmelzung von zwei- und dreidimensionalen Qualitäten auf ihr Extrem ausreizt. Spuren ziehen sich über die erleuchtete Oberfläche des Werks, während Objekte in Smartphone-Größe daran angekettet sind. In Appelts Arbeit kann Material als konstituierendes Element zur Schaffung eines breiten Emotions- und Interpretationsraums für Betrachter:innen gesehen werden.
Susanna Hofer bewegt sich in ihrer künstlerischen Praxis zwischen den Konzepten Materialität und Immaterialität. In den Skulpturen der Serie „Souvenirs from the wishing well“ steht der Brunnen symbolisch alsEingang zu einer anderen Welt, sowie als Übergang oder Grenze zwischen Bewusstsein und Unbewusstem. Die Arbeiten sind stille Zeugen eines Zeitablaufs und des Abdrucks menschlicher Berührung. Hofer schafft konstruierte fotografische Realitäten, indem sie die abgebildeten Skulpturen und Installationen selbst baut und anschließend fotografiert. Eine zusätzliche Verschmelzung von Handwerk und Erzählung findet sich in den hängenden Werken, die Teil der fortlaufenden Serie von Brotskulpturen („Bildgebäck“) sind. Das Brot selbst, als Gemeinschaftsgut und Mittel des Teilens betrachtet, kann auch hier als Material reflektiert werden, dass neben der kulinarischen auch soziale, politische, wirtschaftliche oder ökologische Perspektiven mit sich bringt.
In Lorenz Wankers neuer Werkserie Überfeld verknüpft der Künstler zwei Geschichten – die eines Handwerks mit der eines Materials. Einst ein Symbol der Arbeiterbewegung, der Revolution und Instrument feministischer Kämpfe, reflektiert Wanker die (sozial-)politische Vergangenheit von Denim (Jeansstoff). Diese verwebt er mit der Tradition des Kreuzstichs, der präsenter Teil seiner Kindheit in der ländlichen Umgebung Kärntens war. Als gestalterische Winterbeschäftigung von bäuerlichen Frauen fand diese Technik schon vor über 150 Jahren Verwendung. Wanker bewegt sich in diesem Spannungsfeld von Geschichte und Moderne, indem er die klassischen Motive des Kärntner Kreuzstichs durch eine digitale Fertigungstechnik – der Lasergravur – dem Jeans-Material aufzwingt. Während sich im Winter in der Stube vermehrt der Handarbeit zugewandt wurde, widmete man sich in der Werkstatt dem Bau einer Zweimannsäge für die Waldarbeit. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt als diese von der Motorsäge abgelöst wurde und nunmehr von ihrem Nutzen befreit an den Ländern der Werkstätten langsam verrosteten. Mittels Laser-Zuschnitt bearbeitet, präsentiert Wanker eine aus Flugzeugmetall und Edelstahl gefertigte Säge, befreit vom Rost und Staub ihrer Geschichte.